Vor allem im Ausland hochgeschätzt und hochbezahlt: Bulthaup, die deutsche Luxusküche
Wenn man Designpreise und die Oberklasse der Küchenfabrikation zusammenzählt, muss der Name Bulthaup fallen. Wohl kaum ein Hersteller hat so viele Auszeichnungen auf sich vereinen können für sein Küchenangebot und ist dadurch Teil der Produktdesign-Geschichte des späten 20. Jahrhunderts geworden. Für eine prämierte Edel-Einbauküche Made in Germany scheint es vor allem im Ausland Bedarf zu geben; oder warum gehen 80 % der Bulthaup Produktion ins Ausland? Zusammen mit den zahlkräftigen Kunden scheint sich dort besonders häufig Geschmack an puristisch gehaltenen exquisiten Küchenzeilen zu finden.
Bulthaup: Der Weg vom Sägewerk zum Luxusdesign-Begriff
Dies ist eine andere Wirtschaftswunder-Geschichte im Nachkriegsdeutschland, die 1949 mit der Gründung der ‚Martin Bulthaup Möbelfabrik‘ in einem kleinen Ort bei Landshut begann. Wie bei anderen späteren Küchenmöbel-Giganten steht am Anfang die Herstellung von Küchenbuffets, den Großmüttern moderner Küchenschränke. Allen Küchenherstellern ist gemein, dass sie die Zeichen der Zeit erkannten und auf die Küchentrends der späten Fünfziger und Sechziger setzten: die Einbauküche mit zunächst starrem, dann variablem Komponentenprogramm und integrierten Geräten wie Herd, Backofen, Spüle und Einbaukühlschrank. Bulthaup verließ die handwerkliche Fertigung, um am Fließband ab 1963 Küchenmöbel in größerer Zahl herstellen zu können. Neuartig war dazu die Einführung eines Rastermaßes als Grundlage für die Planung einer Küchenzeile, in diesem Fall 12 cm für Modellprogramm ‚Concept 12‘ (1974). Ende der Sechziger war das Unternehmen zu den fünf größten Küchenherstellern Deutschlands avanciert, der später so dominierende Export begann in den frühen Siebzigern mit Lieferungen in die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft, dem Vorläufer der EU. Dann, mit dem Generationswechsel, kam die Hinwendung zu ultimativem Design und kostspieliger Perfektion.
Wichtig für die Unternehmensgeschichte ist die Zusammenarbeit mit Designer Otl Aicher ab 1980, der die Großküchencharakteristiken von Bulthaup’s‚ System b‘ bestimmte. Gleichfalls bahnbereitend wurde in den Neunzigern das ‚System 25‘ auf einem Rastersystem von 25 mm, auch in der Tiefe - darum eine dreidimensionale Grundlage. Abermals unkonventionell möchte man das mobile ‚System 20‘ auf Rollen nennen, das 1997 hinzukam. Diese Experimente waren zuletzt immer noch einen Umsatz von 139 Millionen Euro wert (2017), wenn auch eine Absatzkrise 2010 zu Kurzarbeit und Entlassungen führte.
Ein Einbauküchen-Programm in drei Linien
Andere Hersteller mögen ein Dutzend an Programmen und eine Legion an Unterserien auffahren, bei Bulthaup folgt die Einbauküche gerade mal drei kryptisch schlichten System-Bezeichnungen: b1, b2 und b3. Simpler geht‘s nicht. Die Komposition von Arbeitsplatten, Küchenschrank und Fronten soll bei Linie b1, der „jungen Linie“, Platz für Kommunikation und gemeinsames Kochen schaffen, wobei die Kreation aus Unterschränken, Hochschränken und Co schon firmentypisch den minimalistischen Touch besitzt. Für den kommunikativen Zweck ist eine Kücheninsel als Teil der b1 Küche natürlich eine vorzügliche Wahl. Griffe findet man an der b1 Linie vergeblich: für das Greifen dient eine abgeschrägte Vorderkante, was man freilich wieder als Designerglanzleistung feiern kann, wenn man so will. Das Innenleben, gern mit Boxen versehen, wird in Birkenholz gefertigt.
Die b2 Linie kann ihr Erbe aus dem Großküchenmilieu frei nach Gestalter Otl Aicher nicht verleugnen. Hier ist die Küchenzeile von Hängeschrank bis Arbeitsplatten ein nüchterner Arbeitsplatz, auf Effizienz ausgelegt und großküchentypisch mit viel Edelstahl gestaltet. Erschrecken Sie nicht, wenn Sie keine Spüle finden, sondern dieselbe eine ‚Wasserstelle‘ genannt wird. Immerhin mit einem eigenwilligen Ein-Hand-Bedienungs-Schwenkhahn, wie Sie ihn nur in einer Bulthaup Küche finden werden. Alles wird dem Prinzip „Ordnung, Übersicht und Griffbereitschaft von Werkzeug und Material“ ganz der Großküchen-Auffassung von Effizienz unterworfen, weshalb Sie auch nur drei „skulpturale“ Elemente finden: Werkbank, Werkschrank und Geräteschrank. Was schon sehr nach Arbeitsplatz und Kochhandwerk ohne jeden Schnickschnack klingt. Von Raumwänden sind diese Bestandteile losgelöst, weshalb es hier keinen Hängeschrank gibt, für den Sie eine Aufhängung bräuchten; sehr wohl aber gibt es einen Hochschrank. Dieser funktioniert wie ein großer Schrankkoffer, wird aufgeklappt und zeigt ein Inneres, in welchem jedes Werkzeug an seinem Platz griffbereit hängt oder steht. Dinge verstecken kann man darin nicht.
Linie b3 ist nun das Spitzenprogramm der Erlesenheit innerhalb des Bulthaup Küchenkosmos. Mit den anderen beiden Linien hat sie immer die Reduktion auf das Wesentliche, die fugenlose Verarbeitung und den Exklusivität predigenden Minimalismus gemein. Ganz so radikal wie in b2 wird die freistehende Küchenwerkbank in Linie b3 nicht mehr verfochten. Der Küchenblock hebt durch seine tragende Wandkonstruktion vom Boden ab; die Einbauküche verschmilzt durch die Montage der Unterschränke an der Multifunktionswand mit dieser. Fugen darin erlauben die Anbringung von frei hängenden Küchenutensilien, Gewürzregalen usw. Für diese Verschmelzung ist die identische Gestaltung von Fronten mit der Materialwahl für die Wand vorteilhaft. Das System lässt sich auf weitere Hausbereiche ausweiten und ist nicht auf die Küche beschränkt. Linie b3 erlaubt auf den Nutzer maßgeschneiderte Formen und individuelle Räume, was der Hauptunterschied zu der eher vordefinierten b2 ist.
Besonderheiten, die sich nicht um Küchentrends scheren
Preislich liegen Welten zwischen den drei Linien. B1 fängt mit etwa 15.000 Euro Kosten an, gefolgt von etwa 25.000 Euro für eine b2 und getoppt von einer b3 Bulthaup Küche, die an die 100.000 Euro heranreichen kann. Die b2 ist immer eine offene Wohnküche mit den drei genannten charakteristischen Komponenten Werkbank mit ‚Wasserstelle‘, Küchenschrank und Geräteschrank. Durch ihren Bezug auf Großküchen ist die Verwendung von Edelstahl für die Arbeitsplatte und auch sonst wenig erstaunlich. Von Bulthaup für Fronten und Kanten an Unterschränken verwendetes und per Laserschnitt verbundenes Laminat wird als homogen durchgefärbt und sehr widerstandsfähig beworben. Bulthaup glaubt an den optischen Kontrast der Metalle Aluminium und Edelstahl zu Laminat, Lack oder Holz. Bei den Lacken wird zwischen Hochglanzlack, Mattlack und Softtouchlack unterschieden. Furnier oder Massivholz sind für b3 Küchen und Kontrastwirkungen besonders bedeutsam. Die Massivholzfronten von 13 mm besitzen übrigens zwei feine Aluminiumschichten im Innern. Griffe gelten hier als Relikt von gestern – nicht zu finden.
Überhäuft von Auszeichnungen als ‚lebende‘ Designlegende
An Auszeichnungen fehlt es wirklich nicht für Bulthaup. Der "iF Design Award" ist hier zu finden, der "Red Dot Design Award" für Design und Qualität – und zahlreiche ausländische Preise. Unter dem Luxusmarkenranking einer Zeitschrift behält Bulthaup die Pole Position als erster Möbelfabrikant; immerhin fünfter Platz von 30 Luxusmarken aller Art. Die Linie b3 wurde vom Museum für Design in Chicago mit dem Good Design Award für seine Innenausstattung (wellenförmige Fächer, die mit Teilungen variiert werden können) ausgezeichnet. Dieselbe bekam den Wallpaper Design Award im gleichen Jahr 2013. Linie b2 erntete drei Jahre zuvor den Designpreis der Bundesrepublik Deutschland. Einige Preise von Zeitschriften ergänzen die Parade.
Firmensitz und Website
Auf www.bulthaup.com finden Sie keinen Küchenplaner. Auch sonst ist Bulthaup derart auf Minimalismus abonniert, dass man schon externe Quellen hinzuziehen muss, um mehrere Mosaiksteine seines Einbauküchen-Programms zusammenzubekommen. Wo andere Hersteller in Wort und Bild sämtliche Fronten, Arbeitsplatten, Materialien, Maße auflisten, gibt sich der Luxushersteller spartanisch. Sie müssen es wohl einem Bulthaup Küchenplanungsstudio überlassen, Ihnen Auswahlkriterien vorzulegen, wenn nicht mit Linie b2 sowieso schon alles Wesentliche konzeptionell vorgegeben ist. Küchentrends kennt ein Hersteller mit diesem fixen Küchenangebot auch nicht, denn minimalistisch-puristisch ist ja nach allgemeiner Auffassung ‚zeitlos‘. Ob die Firma an ihrem Standort in Bodenkirchen (Bayern) Ausstellungsräume für die Öffentlichkeit unterhält, ist unbekannt.
Fazit
Die große Zahl an Preisen scheint eine Empfehlung zum Kauf einer Bulthaup Küche zu sein, besonders wenn Sie entschlossen sind, nicht auf den Preis zu achten. Die volle Gestaltungsfreiheit gibt es ohnehin erst mit der teuersten Linie - b3. In Ermangelung eines brauchbaren Online-Küchenplaners sind Sie bis zur Konsultation eines Bulthaup Studios oder zertifizierten Händlers auf Spekulationen angewiesen, wie Küchenzeile, Küchenblock und Kücheninsel denn nun konkret bei Ihnen aussehen könnten. Transparent im Internet sind Varianten jedenfalls nicht in zumutbar zugänglicher Form zu finden, was einfach daran liegt, dass wirklich jede Küche einzeln geplant und gefertigt wird. Sie werden lediglich Musterküchen als Küchenangebot ausgestellt finden. Den Küchenblock können Sie mit weiteren Möbeln des Herstellers ergänzen.
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