Poggenpohl – wo Luxusanspruch und Traditionsmarke zusammenfallen
Im Luxusklassensegment des Küchenherstellermarktes finden Sie die Firma Poggenpohl – und das schon ziemlich lange. Handelt es sich doch um den Methusalem unter den deutschen Küchenfabrikaten, dessen Ursprünge noch ins 19. Jahrhundert, also weit vor dem Aufkommen der heutigen Einbauküchen, reichen. Wie wir es schon bei einem anderen Hersteller gesehen haben, beruft sich auch diese Marke heute auf das Bauhaus als Inspirator für demokratisches, puristisches, blockartig zusammengestelltes Design, bei dem die Form der Funktion zu folgen hat. Daneben ist noch Platz für ein bisschen Inspiration von Designerlegende Le Corbusier, auf den sich die Marke neben der Bauhausarchitektur beruft. Das ganze revolutionäre Umdenken in Industriedesign und Architektur kommt uns also mit einer Küchenzeile von Poggenpohl entgegen.
Eine Geschichte mit starkem Regionalbezug
Herfort in Nordrhein-Westfalen: Heimat einer Küchenmöbelmanifaktur, die ihre Anfänge 1892 als Tischlerei samt Möbelgeschäft eines Herrn Friedemir Poggenpohl in Bielefeld nahm. Fünf Jahre später zog es den aufstrebenden Handwerker in den Ort, wo seine Möbelfabrik noch heute steht, nachdem das Unternehmen den Ersten wie den Zweiten Weltkrieg überstanden hatte. Poggenpohl machte sich 1950 relativ früh an die Entwicklung von Anbauküchen des neuen Typs, während andere Fabrikanten und heute noch bekannte Namen der Küchenmöbelindustrie noch die herkömmlichen Küchenbuffets zimmerten. Die Einführung eines ersten Industrie-Küchenstandards im selben Jahr mit Grundraster 60 x 60 cm mag der Firma die Zeichen der Zeit signalisiert haben. Passend dazu kamen neue, preisgünstige Materialien wie Spanplatten, MDF und Resopal für die Möbelindustrie auf; wie geschaffen für den neuen Küchenmöbeltypus, die Einbauküche für den Massenmarkt. 1987 setzte mit dem Rückzug des Geschäftsführers nach 47 Jahren Unternehmensleitung und dem Verkauf an einen schwedischen Konzern eine Zäsur in der Firmengeschichte ein. Erst kürzlich, 2016, kam Poggenpohl wieder in inländischen Mehrheitsanteil-Besitz. Heute beschäftigt Poggenpohl 475 Mitarbeiter und weist 76 Millionen Euro Umsatz für seine Verkäufe an Küchenzeilen, Küchenblocks und Kücheninseln aus.
Egal unter welchem Seriennamen – Ihre Einbauküche finden Sie so nirgendwo ein zweites Mal
Das Programm fächert sich bei Poggenpohl auf vier Serien und zwei Spezialküchen aus, die aus der Kooperation mit Porsche Design hervorgegangen sind:
• VENOVO
• MODO
• SEGMENTO
• EDITION Porsche-Specials P’7340 und P’7350
Mit Einführung von +VENOVO 2018 ist das Programm +ARTESIO nicht mehr von Poggenpohl Seite verfügbar, was schade scheint, denn Sie würden bei +ARTESIO die Paneelwand typisch finden, die nicht nur die Nische zwischen Unterschrank und Hängeschrank auskleidet, sondern gleich den ganzen Arbeitsbereich ausfüllt. Ein schicker Funktionsbogen erstreckte sich von einem Ende zum anderen der Küchenzeile und enthielt über dieser eine beeindruckende Glasvitrine. Diese Brücke hin zum Wohnbereich bot auch gleich den Stauraum, um Technik wie die Dunstabzugshaube, Beleuchtung und ein Radio unterzubringen. Fronten und Korpusseiten waren farblich harmonisch zueinander gewählt. Dass diese Sonderbarkeit des Funktionsbogens nicht mehr verfügbar ist, könnte zum Weiterverkaufswert von +ARTESIO Gebrauchtküchen beitragen. Das neue +VENOVO dagegen zeigt Unterschränke und Hochschränke charakteristisch auf stählernen Bügeln, in den Schränken werden sämtliche Funktionen und Geräte in einer einzigen Küchenzeile zusammengefasst. +MODO ist der Spielplatz von Designer Jorge Pensi. Hier sehen Sie offengelassene Räume unter den Arbeitsplatten, wo auch transparente Auszugstablare verbaut wurden. Diese Serie allein hat Poggenpohl einige Preise beschert. Mit +SEGMENTO betreten wir die puristische Abteilung des Poggenpohl Einbauküchen-Programms. Wie so oft wird unter Purismus schlichtes, kantiges Design verstanden, welches Kühle vermittelt und dafür die Horizontale hervorhebt. Das bedeutet nicht, dass der Küchenblock schwerfällig aussehen muss, ganz im Gegenteil; man versucht einen ‚schwerelosen‘ Eindruck zu erzeugen. Griffe werden hierfür nicht verwendet. Die Arbeitsplatte ist auffällig dünn gehalten. Zurück ins anheimelnde Element werden Sie mit +EDITION geleitet, denn hier ist die klassische oder ländliche Stilistik wieder erlaubt. Ihre Fronten aus Holz oder mit Lackierung versehen übernehmen die in diesen Stilrichtungen beliebten traditionellen Aufsatzrahmen, wie man sie von früheren Küchenschränken her kennt. Das bedeutet aber nicht, dass Sie auf moderne Elemente in Ihrer Küchenzeile verzichten müssten.
Kommen wir nun zu den Porsche Designs von P‘7340 und P‘7350 - hier darf wiederum dem Minimalismus gehuldigt werden. Es werden an P‘7340 keine Griffe verwendet, dafür aber ungewöhnliche Carbon-Fronten, die den futuristischen Touch mit einer Nähe zur Raumfahrt-Anmutung liefern. P‘7350 setzt dem noch eins obendrauf durch Verwendung von Aluminiumprofilen, so genannten ‚Blades‘, und der höchst genauen Bearbeitung der Gehrung zwischen Fronten und Korpus von Unterschrank oder Hängeschrank. Die Vertikale wird wie die Horizontale betont, ihr Zusammentreffen lässt laut Poggenpohl eine gestalterische Spannung entstehen, die diese Einbauküche unverwechselbar macht. Die Griffe an P‘7350 sind eine Eigenentwicklung nur für diese Küche – sehr schmal und angepasst an die metallene Linienoptik. Verwendet werden für dieses Küchenangebot nur vier Unifarben: Spielarten von Grautönen. Selbst die Nussbaum-Variante ist grau. Das macht sie untereinander gut kombinierbar, um auf Kücheninsel, Hochschrank, Hängeschrank oder Unterschrank fast beliebig verwendet werden zu können, ohne dass das Gesamtbild ins Wanken geraten müsste.
Noch ein zweiter Blick auf die Besonderheiten bei Poggenpohl
Wie im Luxusküchen-Marktsegment üblich, ist eine Poggenpohl Einbauküche immer ein individuelles Planungsergebnis, wie von Planern und ihren Kunden gewünscht. Ob das Resultat also wie eine der bildlich vorliegenden Musterküchen aussehen wird, oder gänzlich anders, bleibt Entscheidung der Auftraggeber. +SEGMENTO hat übrigens mit +SEGMENTO Y einen kompakteren Ableger, der einen Küchenblock oder eine Kücheninsel speziell für das jüngere Publikum anbieten soll. Sie lässt ihre Fronten stärker kontrastieren mit weißer, schwarzer und grauer Optik. Eine hohe Flexibilität wird durch mehrere Rastermaß-Systeme für Arbeitsplatten, Auszüge und Griffe erzielt. Bei den Platten hat der Küchenplaner die Wahl zwischen Schichtmaterial, Quarzwerkstoff oder massivem Aluminium. Die Farbpalette sieht sieben Farben, die aufeinander abgestimmt sind (P‘7350 wie erwähnt nur vier), vor. Wer aber irgendeine Präferenz aus dem kompletten RAL Spektrum hat, wird damit ebenso bedient. Positiv zu verzeichnen sind Tip-On Technik für die Schubladen, indirekte Beleuchtungen daselbst und solche netten Einfälle wie der Sockelstaubsauger, die hinter einer Blende hervorholbare Trittleiter und der in einem Auszug versenkbare Allesschneider. Ergänzend zu den eigentlichen Küchen bietet Poggenpohl den Küchenschrank +STAGE an, der aber auch für irgendeinen anderen Zweck dienen kann und nicht auf die Küchennutzung beschränkt ist.
Wie zu erwarten von Auszeichnungen überschüttet
Poggenpohl sieht sich als Pionier, dessen Innovationen die ersten weißlackierten Küchenmöbel, ergonomische Arbeitshöhen und die Kücheninsel seien. Wo Luxusmarke und Designschwerpunkt zusammenkommen, regnet es für gewöhnlich auch Preise. Das bestätigt sich bei Poggenpohl, wo man seine eigene Sammlung an red dot award, Good Design Award und iF Design Award im Küchenschrank stehen hat. 2018 war Poggenpohl unter den fünfzig top Luxusunternehmen in Deutschland auf Platz 4 zu finden, was für dieses Jahr den ersten Platz unter allen Küchenherstellern ausmacht. Wo wir in einem früheren Jahr den Luxuskonkurrenten Bulthaup gesehen haben. Poggenpohl gehört zu den Qualitätsmanagement-Systemen, die nach DIN 9001:2008 zertifiziert sind, und versichert, dass seine Hölzer aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen; dazu bezieht die Firma ihr Material zu 80 % von Zulieferern aus der Region in Ostwestfalen.
Firmensitz und Website
Während Sie den physischen Firmensitz von Poggenpohl sehr bodenständig immer noch in Herfort, Ostwestfalen, finden, führt der virtuelle Weg zum Hersteller über die Seite https://www.poggenpohl.com/de/. Einen Online-Küchenplaner zum Küchenangebot sucht man vergeblich und eine erschöpfende Übersicht über Farben, Oberflächen und Accessoires ist nicht zu finden. Das liegt daran, dass der Fabrikant außer für Musterküchen, die in Bildern präsentiert werden und zudem in den 450 Poggenpohl Niederlassungen in aller Welt zu beschauen sind, keine fertigen Komponenten bereithält. Wie gesagt, die Einbauküchen werden erst durch Planer und Kunden in Auftrag gegeben und dann nach den Richtlinien der Serien einzelgefertigt. Eine neue Poggenpohl Küche kann nur über eines ihrer Studios erworben werden. Sie können aber über die Webseite Broschüren bestellen.
Fazit
Also gut, diese Marke mit Preisen im sechsstelligen Bereich ist etwas für betuchte Liebhaber von Aha-Effekt-Küchenzeilen, die sich gern beim Besuch im Küchenstudio überraschen lassen, da die Informationslage außerhalb davon nicht gerade vollkommen transparent zu nennen ist. Für eine Luxusküchenmarke ist Exklusivität nichts Besonderes, weshalb Ihnen der Gang zum Poggenpohl Küchenstudio nicht erspart bleibt, falls Sie sich für eine Einbauküche des Hauses entscheiden möchten. Wem die Poggenpohl Küchentrends unter diesem Namen zu kostspielig sind, kann versuchen, über ‚Goldreif‘ Küchen in der ‚preiswerten‘ Sparte des Herstellers fündig zu werden. Unverändert sind diese aber über die Vertriebsniederlassungen von Poggenpohl zu beziehen.
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